Sprachspiegel-Buchtipp, April 2019
Im Zeichen Pestalozzis führen viele Wege zur Literatur
Charles Linsmayer (Hg.): Pestalozzi-Agenda 2019/2020. Werd&Weber, Thun, Mai 2019, 320 S., ca. Fr. 16.–
Generationen von Deutschschweizer Kindern, darunter der junge Friedrich Dürrenmatt, haben mit dem Pestalozzi-Kalender Lesefreuden erlebt. Die heutigen könnten es wohl nicht, wäre nicht Charles Linsmayer 1991 zufällig vorbeigekommen, als Pro Juventute nach dem Verkauf der Verlagsrechte den Restbestand als Altpapier wegkippte. Der Literaturförderer brachte in Sicherheit, soviel er konnte, gestaltete später eine Ausstellung, und als der damalige Verlag 2010 das Ende des Kalenders verkündete, nahm er das nicht hin.
Buchform hat nicht ausgedient
Er fand einen neuen Verlag und zusammen mit einem jungen Team die passende Form: Schüleragenden sind ganz ohne Elektronik immer noch gängig. Mit einen ansehnlichen Text- und Bildteil erscheint seit 2011 die Pestalozzi-Agenda, für jedes Schuljahr mit einem anderen Thema. Fürs kommende ist es die Literatur und damit Linsmayers grosse Liebe; für sein Lebenswerk als Chronist, Wiederherausgeber und Vermittler von Literatur aus allen Landesteilen ist er u. a. mit einem Ehrendoktorat und dem Deutschen Sprachpreis ausgezeichnet worden.
Der Herausgeber und die Redaktion (Regina Dürig, Paul Linsmayer, Patrick Savolainen) bieten vielfältige Wege zur Literatur: eine Notiz zu jedem Tag, Gespräche, Porträts, Buch- und Internet-Tipps, Informationen über Schrift, Schriftträger, Literaturgeschichte und Verlagswesen.
Hinzu kommen eine literarische Traumgeschichte und ein zehnteiliges Schreibatelier mit Übungen fürs stille Kämmerlein oder im Freundeskreis. Einleitend gibt Bundesrätin Karin Keller-Sutter Auskunft über ihr Leseleben, und der Schriftsteller Adolf Muschg stellt die 1819 geborenen «Jubilare» Gottfried Keller und Alfred Escher einander gegenüber.
© Daniel Goldstein (Sprachspiegel – www.sprachverein.ch)