Sprachspiegel-Buchtipp, April 2017
Bücherbrett: Rechtschreibung
Nachdenklich statt alarmistisch
Stefan Winterstein: Früher war mehr Rechtschreibung. Essay. Limbus, Innsbruck 2016. 184 Seiten, ca. Fr. 20.–
Eher resigniert als verstört klingt der Titel, unter dem ein österreichischer Lektor seine Klage in Form nummerierter Thesen und Betrachtungen vorträgt. Auch im Inhalt unterscheidet er sich von den meisten kulturpessimistischen Abgesängen auf die Orthografie: Wohl sieht er Internet und Rechtschreibreform als Mitursachen, aber im Zusammenspiel mit der Lockerung anderer Zwänge. Das «Leiden der Rechtschreibung» könnte damit ein Preis für «Angenehmeres» sein. Winterstein trauert auch nicht der alten Rechtschreibung nach, die ebenfalls ihre Mängel hatte. Vielmehr bedauert er die grosse Verwirrung aufgrund der eigentlich recht bescheidenen Reform; er sieht vor allem das Hin und Her als «Brandbeschleuniger» der Nachlässigkeit.
Was also tun? Der Autor beschreibt das Wirken von «Rechtschreibnazis», die – vor allem in der digitalen Welt – Fehlbare terrorisieren, und befindet: «Dann vielleicht doch besser friedlich und fröhlich gegen Windmühlen kämpfen: sein karges Brot als Lektor verdienen.»
© Daniel Goldstein (Sprachspiegel – www.sprachverein.ch)