Sprachspiegel-Buchtipp, Oktober 2012
Wissenschaftlich schreiben
Guter Rat ist vielfältig: Zwei Duden-Ratgeber und ein grosser Essay
Jürg Niederhauser: Die schriftliche Arbeit. Duden-Praxis kompakt 2011. 80 S., Fr. 12.50
Ulrike Pospiech: Wie schreibt man wissenschaftliche Arbeiten? Duden-Ratgeber 2012. 223 S., Fr. 21.90
Valentin Groebner: Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung. Konstanz University Press 2012. 143 S., Fr. 24.90
Der Duden-Verlag tischt gleich doppelt auf: Innert Jahresfrist sind in verschiedenen Reihen zwei Ratgeber neu erschienen, die sich mit dem Verfassen universitärer Texte befassen. Das gilt auch für das griffige Werk des «Sprachspiegel»-Mitarbeiters Jürg Niederhauser, obwohl es die Wissenschaft nicht im Titel trägt. Es ist sehr praxisnah gehalten und bietet zum Beispiel auch Tipps, wie man von Suchmaschinen am ehesten das bekommt, was man wirklich will. «Die schriftliche Arbeit» befasst sich vor allem mit den handwerklichen Seiten des Vorbereitens, Erarbeitens und Abfassens von Texten «für Schule, Hochschule und Universität». Auch Details wie die Gestaltung von Literaturangaben werden beachtet.
Ulrike Pospiechs ausführlicherer Ratgeber (wie der erstgenannte «in Zusammenarbeit mit der Duden-Redaktion» entstanden) gewichtet die gedankliche Seite des Handwerks stärker: Wie holt man aus den – einmal gefundenen – Quellen das für die eigene Arbeit Nützliche heraus, stellt es griffbereit und arbeitet es korrekt ein? Wie organisiert man das gewonnene Wissen, zum Beispiel mit einer grafischen Darstellung (Mindmap)? Wie baut man Argumentationsketten auf, wie gliedert man den Text und wie schreibt man so, dass weder das Schreiben noch das Lesen eine Qual ist? Beide Bücher folgen ihren eigenen Ratschlägen weitgehend. Pospiech bietet auch ein Glossar, aber kein Literaturverzeichnis, bei Niederhauser ist es umgekehrt. Voneinander (bzw. von den Vorgänger-Ausgaben) nehmen die beiden Ratgeber keine Notiz.
Strikt beim Inhalt, frei in der Sprachform
Aus ganz anderem Holz ist die «Gebrauchsanweisung» des an der Universität Luzern lehrenden Historikers Valentin Groebner geschnitzt: Da geht es trotz Werkzeugkasten auf dem Umschlag weniger ums Handgreifliche. Die erste Hälfte des in einer Essay-Reihe erschienenen Bändchens ist eine scharfsinnige und zuweilen scharfzüngige Schilderung des Wissenschaftsbetriebs und damit auch eine Gebrauchsanweisung für dessen lesende Kundschaft. Erst im zweiten Teil geht es direkt ums Schreiben, und da vor allem um die Lesbarkeit. Ein Schlüssel dazu ist das Weglassen: Wissenschaftliche Arbeit beruhe auch darauf, «sagen zu können, was nicht dazugehört». Ein weiterer Schlüssel ist es, keine Scheu vor «journalistischen» Darstellungsformen zu zeigen, etwa vor der Personalisierung. Letztlich, so befindet Groebner, sei Wissenschaftlichkeit keine Frage der sprachlichen Formen, sondern der «Zuverlässigkeit, Genauigkeit und analytischen Schärfe». (Ausführlichere Besprechung hier)
© Daniel Goldstein (Sprachspiegel)