Einer ist keiner, oder aber viele

«Eine Familie hat das Paar noch keine.» – Gemeint ist: «Kinder hat das Paar noch nicht.» Oder: «Das Paar hat noch keine Kinder.» Die schwierigen Fragen, ob ein kinderloses Paar eine Familie sei und ob «noch nicht» eine Weissagung enthalte, brauchen uns hier nicht zu kümmern; es geht nur um das nachgeschobene «keine». Es hat in gewöhnlicher Gebrauchsprosa keinen Platz; es zu verwenden, braucht schon besondere Gründe.

«Eine grosse Heimat hab' ich keine», singt ein Liedermacher – und er darf das, denn er benutzt die Konstruktion entweder umgangssprachlich oder als Stilmittel. Im zweiten Fall will er «nicht» steigern, obwohl das logisch nicht geht. Wir dürfen ihm nacheifern, wenn der Satz nahe an der Umgangssprache sein soll oder nach gesteigerter Verneinung ruft.

Noch mehr Zurückhaltung empfiehlt sich bei «in keinster Weise»: nur im Zitat oder als billiger Humor.

«Er ist einer der wenigen französischen Spitzenpolitiker, der neben Englisch auch gut Deutsch spricht.» – Das gehört in die Kategorie «nie wieder»; es muss zwingend heissen: «der wenigen Spitzenpolitiker, die …gut sprechen».

© Daniel Goldstein