Sprachspiegel-Buchtipp, Feb. 2017

Schweizerisches Idiotikon

Der letzte Band des schweizerdeutschen Wörterbuchs kommt voran

Z wie Zielgerade: Das Schweizerische Idiotikon geht mit seinem 17. und letzten Band der Vollendung entgegen. Der erste Band des Wörterbuchs der schweizerdeutschen Sprache erschien ab 1881 und hätte einen Viertel des Ganzen ausmachen sollen. Nachher ist man immer gründlicher zu Werke gegangen, wie Umfang und Entstehungsdauer dieses grössten deutschen Regionalwörterbuchs zeigen. Soeben ist das 224. Heft erschienen, das dritte des Bandes XVII. Es reicht von «Un-Zucht bis An-zeigung». Die Reihenfolge ist nicht etwa dem logischen Ablauf der Vorgänge geschuldet, sondern dem kunstvollen System, nach dem die Worteinträge geordnet sind. Für die ersten 16 Bände braucht man dieses nicht zu kennen: Im Internet ist die Abfrage stark erleichtert (www.idiotikon.ch). Neue Hefte folgen nach einiger Zeit.

Sie lassen erkennen, dass weder die Zeit noch die Redaktion stehengeblieben sind: Heft 224 enthält u.  a. Zofi, Ringgis Dackel aus dem Kinderbuch, ebenso Zivi. Als Beleg für die Kurzform von «Zivildienstleistender» ist eine Internet-Annonce angeführt. Das Wörterbuch beruht also nicht mehr allein auf gedruckten Quellen und der Sammlung mündlicher Angaben durch Gewährsleute. Für den Un-Züchtler wird gar eine Aufzeichnung von Basler Polizeigesprächen herangezogen. Die ganze Fülle der erfassten Jahrhunderte wird gut in den 24 Seiten ersichtlich, die dem Zëdel samt Zusammensetzungen gelten: vom Memorial-Z. (1431, ein Dänk-Z. im wörtlichen Sinn) bis zum heutigen Kassen-Z. Auch Zoff kommt vor (Vermerk Jugendsprache, Quelle Slängikon, Herkunft Rotwelsch), keine Verwandtschaft mit zoffen (üble Miene machen, zu ver-zoffen = verschrumpelt, Beleg von 1587).

Nach dem Abschluss Neuanfang

Mitte der Zwanzigerjahre soll das Werk mit über 150 000 Stichwörtern samt Registern abgeschlossen sein. Auch werden laut Website «eine Kompaktausgabe (Volksausgabe) und eine weiter ausgebaute elektronische Fassung des Werks vorbereitet». Dazu wird man wohl auch von A an die seit dem ersten Band neu aufgetauchten Wörter einbeziehen – die Arbeit wird der Idiotikon-Redaktion nicht ausgehen. Unterstützung bekommt sie derzeit von den Deutschschweizer Kantonen und der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften; als Verlag zeichnet Schwabe in Basel (Hefte 222–224, 2015/6, Band XVII, Spalten 1–384, Fr. 33.– pro Heft).

© Daniel Goldstein (Sprachspiegel – www.sprachverein.ch)